Grundsätzlich unterliegt jede physiologische, sprich gesunde Wundheilung einer sogenannten Entzündungsphase, einer Proliferationsphase und einer Umbauphase.
Der Unterschied liegt darin, dass chronische Wunden aber eine dauerhaft anhaltende Entzündungsreaktion durchmachen. Grund dafür können verringerte Wachstumsfaktoren aber doch meistens Keimbelastungen der Wunde sein.
Falsche Ernährung oder sogar Mangelernährung stellen einen modifizierbaren ( beeinflussbaren) Faktor dar, der erheblichen Einfluss auf den Ablauf von Wundheilung haben kann.
Grundsätzlich haben Menschen mit Wunden im Gegensatz zu gesunden Probanden einen deutlich erhöhten Kalorienbedarf. Dabei spielt unter anderem aber noch das Körpergewicht, das Alter, der Fitnessgrad, das Stadium der Wundheilung und die Größe bzw. Anzahl der Wunden eine große Rolle.
Shields hat sich somit dem Thema aus dermatologischer Betrachtungsweise angenommen. Diese kann natürlich genauso auf die orale Wundheilung angewendet werden.
In diesem Ansatz untersuchte sie Makro- und Mikronährstoffe im Bezug zu chronischen Wunden.
Angefangen mit:
1.Proteine
Bei Proteinen handelt es sich um die bekanntesten der Makronährstoffe. Ihnen kommt auch eine besondere Bedeutung zu, da bei Verletzungen von Haut oder Schleimhaut Ihr Stoffwechselbedarf stark erhöht ist. Schon kleinere Wunden können große Mengen an Wundexsudat mit darin enthaltenen Proteinen verlorengeben. Bei großen Wunden kann dies schnell lebensgefährlich werden.
Proteine sind somit unerlässlich für die Immunantwort.
Die derzeit empfohlene Tagesdosis beträgt etwa 0,8 g pro kg Körpergewicht.
Patienten mit chronischen Wunden (z.b. Dekubitus) benötigen in Abhängigkeit der Größe der Wunden eine Tagesdosis von 1,25 bis 2,0 g pro kg Körpergewicht.
2.Fette
Wundheilung braucht, wie zuvor beschrieben, genügend Energie in Form von Kalorien die aus der Hauptquelle der Kohlenhydrate bezogen wird. Aber auch Fette sind unerlässlich und beteiligen sich an der Neuentwicklung von Zellmembranen.
Besonders hervorzuheben wären aus einer Seitenstudie (Daher et al.,2022) die Omega-3-Fettsäuren, welche bei operativen Kopf-Hals-Wunden zu signifikant besserer Wundheilung führten.
3. Vitamine und Spurenelemente
Vitamin A ist ein essenzielles fettlösliches Vitamin. Es fördert die Wundheilung durch Stimulierung von Fibroblasten und wirkt durch die Aktivierung von Retinoidrezeptoren vieler verschiedener Zellen. Empfohlen sind kurze Zyklen von hohen Dosen zwischen 10.000-25.000 IE täglich.
Vitamin C ist bekannt für seine antioxidative Kapazität.Ein sehr wichtiger Faktor der auch bei Entartung von Zellen gegenwirkt. Die Supplementäre Einnahme von Vitamin C bei chronischen Wunden liegt bei 500 mg bis 2 g pro Tag gemäß des Schweregrads der Wunden. Wichtig ist Vitamin C in so viel wie möglichen kleinen Dosen über den Tag verteilt einzunehmen um am Ende auf die gewünschte Gesamtmenge zu kommen. Dies vermindert die unerwünschte und unverwertete Ausscheidung über die Harnwege.
Weitere Studien zeigten , dass das Potential von Vitamin C in der kombinierten Gabe mit Zink und Arginin gesteigert werden kann.
4. Aminosäuren
Hier sprechen wir vom Arginin,welches eine essenzielle Aminosäure ist und ein Substrat für Zellproliferation,Kollagenablagerung und Lymphozytenfunktion darstellt.
Obwohl die positive Wirkung von Arginin auf Wundheilung nicht zu verleugnen ist gibt es aktuell keine validen Angaben zu täglichen Dosen und Einnahmeempfehlungen.
Besonders Glutamin soll als Nahrungsergänzung die Wundheilung beschleunigen,da es als Brennstoffquelle für schnell proliferierende Epithelzellen und Fibroblasten gilt.
Fazit:
Chronische Wunden oder Wundheilungsstörungen können durch mangelnde Verfügbarkeit von notwendigen Substraten aufrechterhalten werden.Mangelernährung stellt somit ein modifizierbarer Risikofaktor dar.
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